(0)

Mitteilungen aus den Memoiren des Satan: Teil 2

Hörbuch


Mitteilungen aus den Memoiren des Satan

Teil 2, von Wilhelm Hauff,

gelesen von Peter Bieringer.

Schon um 1820 waren Fortsetzungsromane beim Publikum beliebt. Die literarische QualitÀt stand jedoch meist in umgekehrtem VerhÀltnis zur Auflagenhöhe. Mit den "Memoiren des Satan" strapazierte Wilhelm Hauff die Neugier seiner Leser auf geradezu sadistische Weise: 16 Monate verstrichen bis zur Veröffentlichung des 2. Teils. Wobei der Autor gleich einer russischen Matrjoschka die verschachtelten ErzÀhlstrÀnge abrupt unterbrechen und wieder einsetzen lÀsst. Ein artistisches Spiel mit der Gattung Novelle.

Wie 100 Jahre spĂ€ter Kurt Tucholsky im Kaiserreich und der Weimarer Republik nimmt Hauff mit sprachlicher Eleganz die gesellschaftlichen und kulturellen Eigenheiten im Deutschland der Restauration aufs Korn. Wobei es Deutschland politisch freilich noch gar nicht gab. Aus guten GrĂŒnden vermeidet er direkte Namensnennungen und macht den Teufel zu seinem persönlichen Sprachrohr. Vor dessen Spott ist nichts gefeit: die Halbbildung des aufstrebenden BĂŒrgertums, die Bigotterie des Klerus, egal ob die Selbstherrlichkeit Roms oder der sinnenfeindliche Pietismus. Gleiches gilt fĂŒr den gĂ€ngigen Literaturbetrieb, den Nationalismus, das Studentenwesen. Das Großkapital hat ebenfalls nichts zu lachen, so beschreibt er den bizarren Frankfurter Börsenalltag, ohne dabei die jĂŒdischen Finanziers mit generellem Antisemitismus zu ĂŒberschĂŒtten. Der Teufel steht eben ĂŒber den Dingen. Am Ende kriegt sogar Rossini noch sein Fett weg, dessen Musik dem Satan wie ein musikalischer Eintopf aus geklauten Zutaten vorkommt.

Auch wenn Hauffs Text abschnittsweise tagespolitische Details beleuchtet, die heute bestenfalls dem Historiker gelĂ€ufig sein dĂŒrften, besticht er durch Eloquenz, OriginalitĂ€t und vor allem viel Humor. - Peter Bieringer

Mitteilung des Herausgebers: Da der Satan sehr gelĂ€ufig schreibt, so gereicht es dem Verfasser zur Ehre, den Stil des Manuskriptes so tĂ€uschend echt nachgeahmt zu haben, dass man die Hahnenfeder kaum von dem GĂ€nsekiel unterscheiden kann. Dennoch ist es dem Herausgeber nicht beschieden gewesen, alle in der Hörfassung enthaltenen Wortpassagen sprachlich völlig korrekt und somit verstĂ€ndlich wiederzugeben. Satan selbst hat hier aus ureigenen Datenschutzinteressen einige wenige StörgerĂ€usche eingefĂŒgt, die kritische Wörter unverstĂ€ndlich werden lassen. Der Herausgeber bittet diesbezĂŒglich der sehr satanischen StörgerĂ€usche wegen die werte Hörerschaft um freundliches VerstĂ€ndnis.

Coverabbildung: Unter Verwendung einer Fotografie von Dundanim / shutterstock_1782147263. Das in Kapitel "Der Fluch / Novelle (Fortsetzung) zu hörende Lied "Herr, schĂŒtz uns vor dem Antichrist
" wurde von Peter Bieringer arrangiert, gesungen und extra fĂŒr dieses Hörbuch eingespielt. Schlussmusik: Assai moderato (Nr.12) von Sergei Sergejewitsch Prokofjew. Coverschrift gesetzt aus der Kleist-Fraktur Zierbuchstaben und der 18th Century.

Über den Sprecher:

Peter Bieringer (*1957) gehörte viele Jahre zum Ensemble der NDR-Sprecher, seit 2006 ist er freischaffend. Seine Stimme ist prĂ€sent in zahllosen Radiofeatures, TV-Dokumentationen, Synchronrollen und Hörspielen. In seinem eigenen Studio entstanden bisher Dutzende Hörbuchtitel, darunter "Heeresbericht", "Ich kann nicht vergeben", "Luther lesen", "Wie man ein Kind lieben soll", "Jetzt ist unser Gesang der Jazz", "Die Frau ohne Schatten", "Acht Tage im Mai", "Gefallene Ritter", und zuletzt auch fĂŒr die hoerbuchedition words and music: "Die Lebensansichten des Katers Murr", "Meister Floh" von E. T. A. Hoffmann und "Die SĂ€ngerin" von Wilhelm Hauff.