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Flug des Sandkorns

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Die ErzĂ€hlung Flug des Sandkorns. Dissonante ErzĂ€hlung einer Reise lĂ€sst sich nicht so leicht einem Gerne zuordnen. Wie der Untertitel andeutet, handelt es sich um eine ReiseerzĂ€hlung, diese bildet aber nur den Rahmen fĂŒr eine Auseinandersetzung mit gesellschaftlichen Situationen, Religion, Kunst und ihren Beziehungen zu den auftretenden Personen.

Sie besteht nicht nur aus verschiedenen ErzĂ€hlperspektiven wie auktoriale, personale und selten auch Ich-Perspektive, sondern auch aus tatsĂ€chlichen Reisebeschreibungen, Zitaten aus der Literatur und Musik, Reflexionen, Tagebuchausschnitten, Beschreibungen touristischer Anziehungspunkte, Rekursen ĂŒber historische Ereignisse, ĂŒber Politik und Religion und selbst aus Prospekttexten und assoziativen Passagen. Dabei ergeben sich zeitliche und chronologische SprĂŒnge von der Gegenwart in die Vergangenheit.

George, freier Reisejournalist, soll im Auftrag eines Verlegers gemeinsam mit dem Fotografen John James einen Bildband ĂŒber zwei Inseln der Hawaii-Inselkette, Big Island und Kauai, erstellen. Schon auf seinem Flug verschwimmen fĂŒr George die Grenzen von RealitĂ€t und Phantasie, verschieben sich die Ebenen von Zeit und Raum.

Bevor George sich mit dem Fotografen trifft, besucht er bei einem mehrtĂ€gigem Zwischenstopp SĂŒdflorida und fĂ€hrt von Miami ĂŒber die Florida Keys und die Everglades bis nach Sankt Petersburg.

Von Tampa aus fliegt er nach Hawaii, um sich nicht nur mit John James, sondern auch mit seinem Freund Bertram, der, zivilisationsmĂŒde, vor Jahren nach Hawaii ausgewandert war.

Die zeitlichen Dissonanzen, die auch schon den Aufenthalt in Florida mit historischen EinschĂŒben und Reflexionen begleiten, werden besonders deutlich, wenn George auf dem Flug von Deutschland nach Miami schon im Tagebuch Bertrams liest. In der ErzĂ€hlung folgen auf dem Besuch Floridas chronologisch der Flug nach Hawaii und das Treffen mit Bertram. Nach seiner RĂŒckkehr erfĂ€hrt er vom Tod Bertrams und erhĂ€lt erst das Tagebuch. Die zeitliche Konfusion erhĂ€lt keine ErklĂ€rung. Sie unterstĂŒtzt vielmehr auch in der Rahmenhandlung die Schwankungen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, zwischen Gleichzeitigkeit und Ungleichzeitigkeit.

Doch vor dem Szenario scheinbar heiler Landschaft wird die BerĂŒhrung mit den Inseln insbesondere fĂŒr George zu einer Begegnung mit seinem Ich, das Ausdruck der gesellschaftspolitischen und historischen Geschehnisse ist. Er erfĂ€hrt sich selbst als Spiegelbild und Konglomerat der Ă€ußeren Welt.