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Wahnsinn: Expressionismus 06/2017

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Nicht nur als radikalster Gegenentwurf zur bĂŒrgerlichen Kultur, sondern auch als ein Hauptmerkmal expressionistischer Ästhetik an sich kann die Thematisierung von psychischen ExtremzustĂ€nden und 'Geisteskrankheit' angesehen werden. Nachdem um die Jahrhundertwende die Psychoanalyse Gesellschaft, Individuum und SexualitĂ€t unter gĂ€nzlich neuen PrĂ€missen dachte, beschĂ€ftigte sich der nur wenig spĂ€ter aufkommende Expressionismus in Kunst, Literatur und besonders dem neuen Medium Film mit psychischen VorgĂ€ngen, sexueller Motivik, Traum und RauschzustĂ€nden. Aber auch der 'Irre' und seine scheinbar unverstellte und nicht genormte Wahrnehmung von Welt und Subjekt sowie sein Außenseiterstatus sind besonders hĂ€ufig vorkommende Bilder und Konzepte.

Von dem bewusst zugespitzten Stichwort 'Wahnsinn' ausgehend möchte die sechste Ausgabe von Expressionismus nicht nur die Darstellung und Funktion psychischer Krankheiten in der expressionistischen Kunst behandeln, sondern auch die Frage stellen, welche Theorien fĂŒr die Diskussion leitend sind. Die BeitrĂ€ge analysieren einerseits die Darstellung und Funktion von Wahnsinn und 'Geisteskrankheit' in Literatur, bildender Kunst und Film. Sie werfen andererseits den Blick auf medizindiskursgeschichtliche Aspekte wie Schizophrenie und Psychosomatik und gehen den expressionistischen Spuren in der therapeutischen Kunstproduktion von Laien in psychiatrischen Heilanstalten nach.